Es ist das Thema aktuell – immer und überall: Hybrid Work (oder hybrides Arbeiten). Doch was ist Hybrid Work überhaupt? Wie ist die Faktenlage? Was hat sich wirklich verändert? Halten diese Veränderungen auch in Zukunft an? Was sind die Chancen und die Herausforderungen?
In diesem Beitrag möchten wir einmal weniger den Fokus auf die technischen Aspekte legen, sondern den Menschen in den Mittelpunkt stellen und das hybride Arbeitsmodell betrachten.
Was ist Hybrid Work?
Unter Hybrid Work versteht man ein Modell, welches eine Kombination aus verschiedenen Arbeitsweisen kombiniert. Der Arbeitnehmer kann dabei frei wählen, wann und vor allem von wo er arbeitet. Remote Work und Office Life bilden die Basis, aus der man frei seinen Arbeitsalltag gestalten kann. Besonders die Remote-Arbeit hat neue Beschäftigungsmöglichkeiten geschaffen, bei der in der Theorie mehr Zeit für die Familie geboten wird. Hybrid Work schafft somit mehr Flexibilität in der Arbeitsorganisation.
Der Work Trend Index 2021 und dessen Ergebnisse
Der Work Trend Index 2021² ist eine von Microsoft durchgeführte Studie mit mehr als 300.000 Teilnehmern auf 31 Ländern (Führungskräfte und Beschäftigte) und einer anonymisierten Trendanalyse aus Microsoft 365 und LinkedIn. Diese Ergebnisse der Studie und welche Trends sich darauf in Bezug auf unsere Arbeit ergeben, wollen wir euch im Folgenden genauer aufzeigen.
Flexible Arbeit kam, sah und siegte.
Die Corona-Pandemie hat uns quasi von heute auf morgen gezwungen, unsere Arbeitsweisen zu überdenken und Home-Office zog in unseren Alltag ein. Und auch jetzt, wenn dank Impffortschritt und neuer Grundlagen für die Verordnungen theoretisch eine teilweise Rückkehr zum „alten“ beruflichen Alltag möglich wäre, wünschen sich über 70% der Arbeitnehmer², weiterhin die Flexibilität von Remote-Work zu behalten. Was nicht gleichzusetzen ist mit ‚jeder will nur noch von zu Hause arbeiten‘. Im Gegenteil: Ganze 65%² wünschen sich wieder mehr persönliche Zeit mit ihren Teams.
Der Wunsch der Arbeitnehmer nach einem hybriden Arbeitsmodell erfordert seitens der Entscheidungsträger im Unternehmen ein Umdenken. Dazu gehört vielleicht auch, dass Büro-Konzepte neu gedacht werden für ein entsprechend flexibles Arbeiten. Damit die Mitarbeiter stets die Arbeitsbedingungen vorfinden, die sie benötigen, um ihrer Arbeit von überall gleichermaßen nachkommen zu können.
Mehr virtuelle Kommunikation führt zu einer höheren Erschöpfung
Mit dem verstärkten Arbeiten außerhalb des Büros haben virtuelle Meetings und digitales Arbeiten deutlich an Intensität gewonnen. Die durchschnittliche Anzahl von Meetings und Chats sind seit dem letzten Jahr deutlich angestiegen². Die Zeit, welche in Microsoft Team Meetings verbracht wird, hat sich weltweit mehr als verdoppelt.
Ein durchschnittlicher Austausch dauert im virtuellen Meeting gerne mal 10 Minuten länger und erhöht sich so von 35 auf 45 Minuten. Die Chats pro Woche stiegen um 45%. Und die Chats pro Person nach Geschäftsschluss sogar um 42%. ²
Dabei ist die Flut an Kommunikation meistens ungeplant und nicht besonders strukturiert. 62%² der Anrufe und Besprechungen erfolgen spontan und ad hoc. Kann man bei der Arbeit im Büro schnell zum Kollegen gehen, um die Fragen zu klären, ist aufgrund der Remote-Work ein Anruf nötig. Und trotz der allgemeinen Arbeitsbelastungen reagieren 50% der Arbeitnehmer innerhalb von 5 Minuten oder sogar noch schneller auf Anfragen im Chat oder per E-Mail.
Die Folge: 54%² der Arbeitnehmer fühlen sich heute überarbeitet, 39%² sogar völlig erschöpft. Es ist also sehr wichtig, dass die Unternehmen diese Herausforderung und die Gefahr erkennen und versuchen, hier einzugreifen.
Herausforderungen durch das veränderte Arbeiten
Auch wenn der Markt viele neue Möglichkeiten bietet, war der Wechsel zur Remote-Arbeit für viele Unternehmen im vergangenen Jahr mit Hindernissen oder Schwierigkeiten verbunden. Ohne die täglichen Gespräche auf dem Flur, bei einem Kaffee oder der Mittagspause ist es gerade für neue Mitarbeiter, Auszubildende und Praktikanten nicht mehr so leicht, sich ins Team zu integrieren. Doch auch Bestandsmitarbeiter spüren die Auswirkungen der Isolation, welche sich in der Arbeitsmotivation bemerkbar machen können. Hinzu kommt, dass nicht jeder Mitarbeiter zu Hause einen perfekt eingerichteten Arbeitsplatz vorfindet.
Zudem zeigen Ergebnisse der Studie, dass die jüngeren Generationen mehr Probleme damit haben, Beruf und Privatleben zu vereinbaren. Der Anstieg der Unzufriedenheit liegt hier bei 8%. Da aber genau diese Menschen die Arbeitergeneration der nächsten Jahrzehnte ist, ist es wichtig ihre Vorstellungen von einer erfüllenden Arbeit zu berücksichtigen.
Für diese junge Generation ist es wichtig, dass der Arbeitsalltag sinnvoll ist und sie die Möglichkeit haben, sich selbst verwirklichen können, um ein allgemeines Wohlbefinden zu erreichen und dass ihr Privatleben nicht zu kurz kommt. Sie streben neue Ausmaße an Work-Life Balance an im Vergleich zu den vorherigen Generationen. Hybrid Work bietet zwar auf der einen Seite die nötige Flexibilität, allerdings ist es remote auch schwerer, sich ins Team zu integrieren und sich selbst damit als vollwertige Person im Unternehmen wahrzunehmen.
Zudem verschwimmen die Grenzen zwischen Arbeitszeit und Feierabend leichter. Hier noch schnell eine E-Mail beantworten, da noch ein kurzes Telefonat. Diese Grenzen zu ziehen und einzuhalten, gilt als Aufgabe für die zukünftige Arbeitswelt.
Weniger Innovation durch sich verkleinernde Netzwerke?
Die Analyse hat gezeigt, dass die Interaktion zu Beginn der Pandemie mit den engeren Netzwerken, wie z.B. das eigene Team, bei der Arbeit gestiegen ist. Allerdings ist sie mit entfernteren Netzwerken, wie z.B. Teams außerhalb des eigenen Standortes, gesunken. Das eigene Netzwerk galt als Unterstützung durch die schwere Zeit, sodass alles darüber hinaus auf der Strecke blieb. Doch genau diese breiteren Verbindungen sind wichtig für Innovation! Gruppendenken schafft mehr neue Ideen und damit neue Möglichkeiten. Die Analyse zeigt aber auch, dass Lockerungen in der Pandemie auch dazu führten, dass man wieder mehr networked. Hybrid Work kann also in Zukunft eine gute Möglichkeit bieten, sein Netzwerk wieder auszuweiten und eine stärkere Kommunikation auch zu den Kollegen anderer Bereiche wieder aufzubauen.
Mehr Authentizität für mehr Produktivität und Wohlbefinden
Jeder Sechste² hat laut dem Work Trend Index im vergangenen Jahr zusammen mit einem Kollegen geweint. Wir klammerten uns aneinander, um die Zeit diverser Lockdowns zu überstehen. Gemeinsam Gefühle teilen, miteinander über Ängste sprechen, sich gegenseitig aufbauen – das schafft Authentizität. Und wer von uns hat nicht schon mindestens ein Meeting erlebt, in dem ein Kind mal neugierig in den Bildschirm schaut oder die Katze durchs Bild läuft? In diesem gemeinsamen Erleben von Verletzlichkeit und Privaten liegt die Chance, echte Authentizität in die Unternehmenskultur einfließen zu lassen. Die weitaus privatere Interaktion mit den Kollegen kann zum Wohlfühlen beitragen und sorgt für ein Gefühl, man selbst sein zu dürfen. Die Studie unterlegt das, denn 39% sind der Meinung, nun mehr ihr authentisches Selbst zeigen zu können und 31% fühlen sich seltener verlegen oder schämen sich weniger für ihr Privatleben, wenn es doch mal in einem Meeting sichtbar wird.
Ein steigender Pool von Talenten
Talente sind in einer hybriden Arbeitswelt überall zu finden. Die Anzahl an Stellenangeboten über Plattformen wie LinkedIn haben sich während der Pandemie mehr als verfünffacht². Gerade Stellenanzeigen, die die Möglichkeit des mobilen Arbeitens direkt anbieten und nicht auf eine Anwesenheitspflicht im Büro pochen, kommen an. 46%² der befragten Mitarbeiter, die derzeit remote arbeiten, geben an, dass sie demnächst einen Umzug planen, da sie nun von jedem Standort aus arbeiten können und somit ihren Wohnort dahin verlagern können, wo es ihnen gefällt. Es ist somit nicht mehr zwingend notwendig, in der genau der Stadt zu wohnen, in der man das perfekte Job-Angebot findet. Das bietet auch Unternehmen ganz neue Möglichkeiten auf ihrer Suche nach Fachkräften und Talenten.
Fazit
Sowohl für Mitarbeiter als auch für Unternehmen stellt Hybrid Work einen Wendepunkt in der Arbeitswelt dar. Die Veränderungen im letzten Jahr haben die Menschen und das Arbeiten nachhaltig geprägt. Es ist wichtig für Unternehmen diese nächste Phase, in der Work-Life Balance kein „nice to have“ mehr ist, sondern ein „must have“ ist, anzugehen.
Sie müssen die positiven Aspekte, wie die flexible Arbeit sowohl bezüglich der Zeit als auch vom Raum oder Standort und dem großem Talente Pool, welcher sich dadurch ergibt, annehmen. Aber auch aus den Herausforderungen, wie z.B. die schwierige Trennung von Privat- und Arbeitsleben, fehlendes Teamgefühl und eine schlechtere Eingewöhnung für Neuankömmlinge, lernen.
Nur so können Unternehmen den sich ergebenen Mehrwert als Chance für den Mitarbeiter nutzen und sich dauerhaft am Markt durchsetzen. Und auch die Arbeitnehmer gewinnen so an vielen Möglichkeiten einen neuartigen Arbeitsalltag nach ihren Wünschen zu gestalten und eine neue Form der Motivation in ihre Arbeit zu stecken.
² Quelle: The Next Great Disruption Is Hybrid Work—Are We Ready? (microsoft.com)
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