Wir sprechen mit unserem Head of Customer Success Center und Microsoft MVP Thomas Pött über Veränderungen im IT-Sektor. Den dritte Teil finden Sie hier.

Wenn man sich als IT-Unternehmen an einen Hersteller bindet, geht dem Unternehmer dann nicht die Eigenständigkeit verloren? Schließlich muss nicht nur das Handeln der eigenen Firma, sondern auch die Interessen des Herstellers berücksichtigt werden.

Ja, das ist so. Dennoch glaube ich nicht, dass dadurch Freiheiten verloren gehen, sondern vielmehr, dass neue Geschäftsfelder entdeckt und innovativ entwickelt werden müssen. Ob Firmen sich dabei an ein oder zwei Major-Player heften, ist der Größe des Channel-Partners geschuldet.

Wird es einen vollständigen Wandel der IT-Systemhäuser hin zu Channel-Partnern geben?

Nein, es werden mit Sicherheit auch einige auf der Strecke bleiben. Es wird auch Firmen geben, die auf Endgeräte oder generell Hardware spezialisiert sind. Aber nicht mehr in dieser Masse, wie in der Vergangenheit oder aktuell.


Wie kann ein Channel-Partner aus dem Markt hervorstechen, wenn er die gleichen Produkte eines sehr großen Herstellers vertreibt wie andere Mitbewerber?

Auch das ist ein Knackpunkt. Nicht durch die – ich nenne es jetzt mal so – Unternehmensberatung. Der zweite und viel wichtigere Aspekt ist die individuelle Softwareentwicklung, welche ich eingangs bereits erwähnt hatte. Das heißt, wenn wir über Infrastruktur, Plattformen oder auch Software-as-a-Service reden, bekommt der Bereich der individuellen Entwicklung, also der Softwareanpassung, ein immer größeres Gewicht zugesprochen. Hier muss sich der Channel-Partner auch Gedanken machen, diese Skills mit aufzubauen.


Liegt die Chance also in der Veredelung?

Ja, genau. Hier steckt der wichtigste Punkt. Was muss ein Systemhaus oder ein Channel-Partner heute beinhalten? Es geht erstens um den Unternehmensberater und es geht zweitens insbesondere um Softwareentwickler. Der Skill der Softwareentwickler ist ein interessanter Bereich, in dem man sich anschauen muss, in welcher Art und Weise diese Softwareentwickler ausgebildet werden und was sie sie schaffen müssen. Wir haben schon vor 20 Jahren über die objektbasierte Softwareentwicklung gesprochen und ich denke, dass sich in diesem Umfeld in den nächsten 10 bis 20 Jahren viel tun wird. Der Entwickler wird vielleicht nicht mehr native Codes schreiben, sondern wirkliche Objekte entwickeln. Ich lasse das bewusst so unspezifisch stehen. Der Entwickler wird Software auf einer objektbasierten Ebene entwickeln und damit dem Prozess-Consultant oder dem Unternehmensberater zuspielen. Hier kann in neue Sphären vorgedrungen werden, um weitere Lösungen zu entwickeln, die heute noch nicht absehbar sind. Diese Lösungen werden der Flexibilität und der Freiheit von Mitarbeitern und Unternehmen, die neue Arbeitsmethoden an den Tag legen, gerecht werden. Wir wissen natürlich heute nicht, was da alles passieren wird, aber in diesem Bereich liegen riesige Chancen.

Insbesondere gibt es im Zusammenhang mit der künstlichen Intelligenz ein wirklich großes Potenzial, das wir heute noch nicht erahnen können. Aber auch der Bereich des maschinellen Lernens eröffnet uns ungeahnte Möglichkeiten. Bleiben wir mal nicht bei Microsoft, sondern gehen gedanklich zu Amazon. Wenn ich mir anschaue, was eine Alexa daheim schon leisten kann und in welcher Art und Weise sie Kommandos wie Befehle mit nahezu menschlichem Verständnis entgegennehmen kann, dann zeigt sich auch daran dieses große Potenzial, um Arbeitsweisen zu vereinfachen. Ob wir in zehn Jahren noch wie heute auf der Tastatur tippen? Oder werden wir verbal agieren? Da wird Irrsinniges passieren. Dann sind wir aber auch bald bei Georg Orwell. Langsam kommen wir in die Sphären, die er sich in „1984“ vorgestellt hat und ich denke, wir werden das noch erleben. Ob wir das dann als Gefahr oder unangenehm empfinden werden, glaube ich nicht.

Wenn Sie das gesamte Interview lesen möchten, finden Sie hier Teil 1, Teil 2 und Teil 3. Bei Anregungen oder Fragen, hinterlassen Sie uns gern ein Kommentar.

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