Wir kennen es alle: morgens E-Mails sortieren, Daten kopieren, Freigaben einholen, Excel-Listen pflegen – Tätigkeiten, die wichtig sind, aber wertvolle Energie kosten. Viele Mitarbeitende wünschen sich: „Das müsste doch auch irgendwie automatisch gehen“.
Die gute Nachricht: Geht es. Dank moderner Low-Code-Plattformen wie Microsoft Power Automate oder Power Apps können heute auch Fachabteilungen eigene kleine Automationen bauen – ohne Programmierkenntnisse, aber mit großem Effekt.
Was bedeutet „Low-Code“ eigentlich?
Low-Code heißt: Automatisierung ohne komplexen Code. Statt Zeilen zu programmieren, setzt man Bausteine zusammen – Trigger, Bedingungen, Aktionen. Ein Beispiel:
„Wenn eine Rechnung eingeht → speichere sie automatisch in SharePoint → informiere den Buchhalter via Teams.“
Das klingt simpel, ist aber ein enormer Effizienzgewinn. Low-Code ist nicht nur eine Technologie, sondern ein Empowerment-Werkzeug: Fachbereiche werden selbst handlungsfähig, statt auf die IT zu warten.

Der richtige Zeitpunkt
Automatisierung war früher teuer und komplex. Heute steckt sie bereits in Tools, die Unternehmen ohnehin nutzen – Microsoft 365, SharePoint, Teams, Outlook.
Und die Vorteile liegen auf der Hand:
- Zeitgewinn: Routineaufgaben laufen automatisch im Hintergrund.
- Fehlerreduktion: Menschen sind kreativ – Maschinen sind konsequent.
- Motivation: Mitarbeitende erleben Selbstwirksamkeit („Ich habe das automatisiert!“).
- IT-Entlastung: Fachabteilungen können kleine Prozesse selbst lösen.
Gerade im Mittelstand mit knappen Ressourcen ist das ein echter Produktivitäts-Booster.
So startest ihr – Schritt für Schritt
1. Routine identifizieren
Beobachtet euren Arbeitsalltag eine Woche lang: Welche Aufgaben wiederholen sich ständig? Typische Kandidaten sind Urlaubsanträge, Statusreports, Erinnerungen oder Dateiumbenennungen.
2. Vorlagen nutzen
In Power Automate findehunderte Vorlagen – vom „Genehmigungs-Flow“ bis zum „Teams-Reminder“. Ihr musst nichts neu erfinden, nur anpassen.
3. Klein anfangen
Automatisiert einen einzigen Ablauf – z. B. automatische Benachrichtigung, wenn eine Datei geändert wurde. Das Erfolgserlebnis motiviert, den nächsten Prozess zu digitalisieren.
4. Feedback einholen
Testet im Team: Funktioniert der Flow für alle? Passt ihn an, dokumentiert, was er tut – und schon habt ihr euer erstes Mini-Projekt abgeschlossen.
5. Governance einführen
Sobald mehrere Automationen laufen, braucht ihr klare Regeln: Wer darf Flows erstellen? Wie werden sie gewartet? Ein Center of Excellence (CoE) hilft, Überblick und Qualität zu sichern.

Low-Code in der Praxis: Ein Beispiel
Ein Logistikunternehmen aus Baden-Württemberg stand vor einem typischen Problem: Jede Woche mussten Versanddaten aus Excel manuell ins ERP-System übertragen werden – stundenlange Fleißarbeit.
Ein Mitarbeiter, kein Entwickler, baute mit Power Automate einen Flow:
- CSV-Datei wird eingelesen
- Daten validiert
- automatisch ins System importiert
- Ergebnis-Mail an das Team
Nach zwei Tagen lief der Prozess stabil. Ergebnis:
- 7 Stunden Arbeitszeit pro Woche eingespart
- Fehlerquote nahe 0 %
- Mitarbeiter erhielt intern den Spitznamen „Flow-Flüsterer“
Genau das ist die Stärke von Low-Code: Technik, die Menschen stärkt.
Governance & Sicherheit: Ordnung im Flow-Dschungel
Wenn Fachabteilungen beginnen zu automatisieren, braucht es klare Leitplanken statt einschränkender Regeln. Entscheidend ist, dass alle Workflows in einer zentralen, kontrollierten Microsoft 365-Umgebung liegen, damit Transparenz und Nachvollziehbarkeit gewährleistet sind. Gleichzeitig sollten sensible Systeme – etwa HR- oder Finanzdatenbanken – nur für autorisierte Flows zugänglich sein. Hier hilft eine konsequent umgesetzte Data Loss Prevention, um ungewollte Datenbewegungen zu verhindern. Ergänzend empfiehlt es sich, regelmäßige Review-Zyklen einzuführen: Mindestens zweimal im Jahr sollte überprüft werden, welche Automationen noch aktiv genutzt werden und welche archiviert oder optimiert werden können. Auf diese Weise bleibt Automatisierung sicher, nachvollziehbar und effizient – und die IT behält die Kontrolle, ohne dabei zur Innovationsbremse zu werden.
Change & Kultur: Vom Klick zum „Aha!“
Technologie allein reicht nicht aus – entscheidend ist die Haltung dahinter. Low-Code entfaltet sein volles Potenzial erst dann, wenn Teams bereit sind, Verantwortung für ihre eigenen Prozesse zu übernehmen und Veränderungen aktiv mitzugestalten. Führungskräfte spielen dabei eine zentrale Rolle: Sie können den Wandel fördern, indem sie Erfolgsgeschichten sichtbar machen – etwa, wer in der vergangenen Woche eine clevere Automatisierung umgesetzt hat. Auch regelmäßige Lernsessions oder informelle Lunch-&-Learn-Formate helfen, Wissen zu teilen und Neugier zu wecken. Wenn zudem Experimentierfreude belohnt wird, entsteht Schritt für Schritt eine echte Automatisierungskultur – eine Arbeitsumgebung, in der Menschen nicht mehr Angst vor Neuerungen haben, sondern Lust darauf entwickeln, sie selbst voranzutreiben.

Was ihr konkret gewinnen könnt
| Bereich | Vorher | Mit Low-Code |
|---|---|---|
| Rechnungsfreigabe | 3 E-Mails, 2 Erinnerungen | Automatische Genehmigung per Teams |
| Urlaubsplanung | Excel-Listen & Chaos | Genehmigungs-App mit Benachrichtigung |
| Reportings | Manuelles Sammeln | Automatischer Flow mit SharePoint-Export |
| IT-Anfragen | E-Mail-Postfach | Power App-Formular mit Ticket-Tracking |
Fazit: Kleine Flows, große Wirkung
Automatisierung muss nicht groß, teuer oder kompliziert sein. Mit Low-Code kannst du Routine in Minuten abschaffen und Mitarbeitende ermutigen, selbst Digitalisierer zu werden. Der Modern Workplace lebt von diesem Mindset: Technologie, die entlastet, statt zu überfordern. Und wer heute damit beginnt, schafft Freiraum für das, was morgen zählt – Kreativität, Zusammenarbeit, Wachstum.
✅ Nächste Schritte
1️⃣ Analysiert drei wiederkehrende Aufgaben in eurem Team
2️⃣ Erstellt euren ersten Flow mit Power Automate
3️⃣ Definiert Regeln für Governance & Sicherheit
4️⃣ Teilt eure Erfolge und motiviert andere, mitzumachen
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